ESV Lok Plauen: Feriencamp als Vorzeigeinitiative – Bericht bei fussball.de

Mit Sport, Spiel und Spaß trägt der ESV Lok Plauen zur Integration bei.[Foto: Bilder: Lok Plauen / Collage FUSSBALL.DE]

Steffen Hahn kann sich genau daran erinnern, wie alles begann. „Als die ersten Flüchtlinge 2016 zu uns gekommen sind, haben wir direkt das Integrations-Trainingslager ins Leben gerufen“, berichtet er, „aber es gab schon einige Skepsis und Fragen, was macht der denn da?“ Doch gut zwei Jahre später hat der Vereinschef des ESV Lok Plauen alle Vorbehalte, die einige in Sachsen an den Tag gelegt hatten, ausgeräumt. Das Projekt „Ferien-Camp“ ist ein voller Erfolg – auch mit der Integration von Flüchtlingskindern.

Seit neun Jahren wird in Plauen zum Ende der Ferien ein Camp für die Jugendlichen im Alter zwischen sieben und 16 Jahren angeboten. In diesem Jahr folgten insgesamt 45 Kinder, darunter 15 Flüchtlinge, der Einladung unter dem Motto „Sport – Spiel – Spaß!“ Das Ziel ist, bei neuen, unerfahrenen Kindern das Interesse für Fußball, Bewegung, Team und Mannschaftsgeist zu wecken. Das wird über innovative bewegungs-, spiel- und sportbezogene Ideen und Sporteinheiten in die Tat umgesetzt. „Die Migranten sollen in das kulturelle Leben einbezogen werden“, erläutert Hahn. „Und über den Sport ist es oft am einfachsten, dies zu bewerkstelligen.“

Zu Beginn waren sie in Plauen noch unschlüssig, ob es gut ist, die Jugendlichen am örtlichen Fußballplatz auch zelten zu lassen, „denn wir wussten ja nicht, was sie möglicherweise auf ihrer Flucht erlebt haben“, so Hahn. „Doch mittlerweile sind es sehr viele, die das Zelten als ganz normal empfinden und gerne mitmachen. Besonders schön ist, dass es dabei keine Trennung gibt, sondern sich die deutschen Kinder mit den geflüchteten Kindern ein Zelt teilen.“

Natürlich steht das Kicken an erster Stelle, wird fast jede freie Minute auf dem Platz an der Kauschwitzer Straße zugebracht. „Wir brauchen schon vier oder fünf Mann, um ständig dabei zu sein und alles in die Bahnen zu leiten“, äußert Hahn. Für weitere Abwechslung sorgen Bowling, Tischtennis und Tischsoccerturniere. „Aber auch ein Wandertag an die Talsperre Pöhl mit dem Besuch des Kletterwaldes hat super Anklang gefunden und hat allen viel Spaß gemacht“, sagt Hahn, „wir haben uns unterwegs verpflegt.“ Auch hier ist der Lok-Chef auf die Unterstützung der helfenden Mitstreiter angewiesen.

„Die Migranten sollen in das kulturelle Leben einbezogen werden.“

So muss auch das morgendliche Frühstück für die Kinder zubereitet werden. Die Busfahrten und Eintrittsgelder für die Aktivitäten außerhalb des Fußballs benötigen natürlich auch eine finanzielle Unterstützung. Mit insgesamt 1.300 Euro haben die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration das Projekt in Plauen unterstützt. „Das war natürlich eine tolle Hilfe“, betont Hahn. Lok Plauen wurde im Zuge der Initiative „2:0 für ein Willkommen“ unterstützt, nachdem der sächsische Verein schon am 24. März 2016 bei „1:0 für ein Willkommen“ mit einer Anerkennungsprämie von 500 Euro bedacht worden war.

Inzwischen sind die Plauener beim ESV Lok ganz froh, dass die Flüchtlinge bei ihnen spielen. „Wir sind sogar Herbstmeister geworden“, berichtet der Klub-Chef stolz. Er erinnert sich noch daran, dass einige dem Verein den Rücken gekehrt haben, als er mit der Flüchtlingshilfe begann. „Doch die sind alle wiedergekommen, weil es bei uns läuft, und wir sportlich einige Erfolge aufzuweisen haben. Außerdem benötigt man immer 20 bis 22 Spieler, um den Spielbetrieb in einer Mannschaft aufrechtzuerhalten“, unterstreicht er mit Stolz in der Stimme. Die Resonanz in diesem Jahr hat ihm und seinen Mitstreitern Auftrieb gegeben, auch in Zukunft mit dem Projekt „Ferien-Camp“ weiterzumachen: „Auf jeden Fall, wir haben so gute Erfahrungen gemacht.“ Und in Sachsen ist die Initiative des ESV Lok Plauen ein absolutes Vorzeige-Projekt.

Die Egidius-Braun-Stiftung unterstützte in den Jahren 2015, 2016 und 2017 insgesamt 3324 Fußballvereine, die sich für Flüchtlinge einsetzten, mit einer pauschalen Anerkennungsprämie von jeweils 500 Euro. Darüber hinaus wurden im Jahr 2017 insgesamt 60 Fußballvereine und -verbände mit einer individuellen Fördersumme für weitergehende gesellschaftliche Integrationsansätze gefördert. Auch im Jahr 2018 werden gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie mit finanzieller Unterstützung der Nationalmannschaft Engagements gefördert, die geflüchteten Menschen den weitergehenden Zugang in die Gesellschaft, vor allem zu Bildungs- und Berufsangeboten, erleichtern.

Die Initiative „2:0 für ein Willkommen“ läuft. Jetzt für Fördergelder bewerben!