„Corona dominiert unsere Arbeit“

  • Beitrag veröffentlicht:13. November 2020
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Plauen.

Der Sportbetrieb im Vogtland ruht derzeit erneut fast vollständig. Warum 2021 für die Vereine sogar ein noch schwieriges Jahr werden könnte und welche positiven Aspekte die aktuelle Lage hat, darüber sprach Anika Heber mit Michael Degenkolb, Geschäftsführer des Kreissportbundes Vogtland.

„Freie Presse“: Seit Beginn der Corona-Pandemie im März scheint es in vielen Bereichen nur noch dieses eine Thema zu geben. Gilt das auch für den Sport?

Mit welchen Fragen wenden sich die Sportvereine an Sie?

Es geht vor allem um die Umsetzung der von der Politik vorgegebenen Richtlinien. Wir versuchen, die Regeln in die Umgangssprache zu übersetzen und nicht einfach nur die Informationen zu verbreiten. Wichtig war uns in der ganzen Zeit, alles immer so aufzuarbeiten, dass die Vereine gleich verstehen, was es für sie bedeutet. Nachdem im Spätsommer in vielen Sportarten der normale Spielbetrieb wieder angelaufen war, wurde natürlich auch viel über die Fachverbände geregelt.

Im November ist der Trainings- und Wettkampfbetrieb größtenteils untersagt. Die Sächsische Corona-Schutzverordnung unterscheidet allerdings zwischen Individual- und Mannschaftssport, was teilweise für Verwirrung sorgt.

Ja, das stimmt. Doppelspiel im Tennis ist zum Beispiel verboten, in Kampfsportarten dürfen jedoch zwei Sportler gleichzeitig auf die Matte. Wir haben das Thema extra noch mal mit dem Landessportbund besprochen, der einen guten Draht in die Landespolitik hat. Konkretere Aussagen als die auf der Internetseite des Landessportbundes gibt es aber nicht. Wir wollen uns als Kreissportbund in der aktuellen Lage nicht anmaßen zu sagen, was möglich ist und was nicht. Aber ich sehe schon, dass ein Stück weit ein Keil zwischen die Sportarten getrieben wird. Gerade bei Kindern und Jugendlichen sorgt der Sport für so viele positive Aspekte. Wenn der Nachwuchs jetzt wieder wochenlang nicht zum Training kommen kann, sehe ich die Gefahr, dass einige Kinder den Vereinen verloren gehen.

Ist das im Frühjahr passiert?

Maximal punktuell, aber noch nicht flächendeckend. Zumindest nicht bei uns. Hier im Vogtland kann ich es noch nicht mit Zahlen unterlegen. Wir müssen sehen, was die Bestandsmeldungen der Vereine am Jahresende sagen. Bei vielen ist der Grundtenor derzeit, dass wenigstens der Trainingsbetrieb wieder erlaubt werden sollte. In Thüringen gilt das für Kinder und Jugendliche seit dieser Woche.

Corona hat auch dafür gesorgt, dass vieles digital stattfand. Teilweise haben die Vereine sogar online gemeinsam trainiert. Ist es ein positiver Aspekt der Krise, dass plötzlich vieles machbar wurde, was vorher unmöglich erschien?

Ich würde noch weiter gehen: Für die Vereine war es trotz der großen Herausforderung, die solche neuen Formate mit sich bringen, alternativlos. Gerade in der ersten Phase des Lockdowns im März und April war das die einzige Chance, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten. Viele haben sich schnell Sachen einfallen lassen und damit eine gute Grundlage für die Zukunft geschaffen. Die Digitalisierung findet zunehmend mehr Akzeptanz und bietet auch dem Kreissportbund neue Chancen.

An welche Bereiche denken Sie?

Natürlich als erstes an die klassischen Bildungsveranstaltungen, die als Online-Seminare und Workshops machbar sind. Beim Angebot zum Thema Vereinsrecht hatten wir dieses Jahr über 40 Teilnehmer, die ja nicht nur stumm vor ihrem Computer sitzen müssen. Es gibt heute zahlreiche digitale Angebote, die es möglich machen, zwischendrin zum Beispiel Fragen zu stellen. Ich bin da auch sehr positiv gestimmt mit Blick auf die anstehenden Stützpunktberatungen, die alle online stattfinden. Selbst bei der Übungsleiterausbildung kann ich mir digitale Aspekte vorstellen. Natürlich ist es hier wichtig, die praktischen Dinge als Präsenzveranstaltung zu machen. Aber warum soll ein Teilnehmer für zwei Theoriestunden zum Beispiel extra von Bad Brambach nach Plauen kommen? Da sitzt er ja fast genauso lange im Auto.

Was denken Sie: Wie gut kommen die Sportvereine durch die Coronakrise?

Teilweise passieren da viele schöne Dinge, die das Vereinsleben stärken. Es gibt wahnsinnig viel Eigeninitiative, die nicht nur auf den reinen Sportbetrieb ausgerichtet ist. Ich denke da an solche Geschichten wie von die Aktivitäten von Turbine Bergen oder der Badkurve-Fans des VFC Plauen. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen und zeigt, wie wichtig Sportvereine für das soziale Leben sind. Das gilt bei uns hier im ländlichen Raum, denke ich, sogar deutlich mehr als in Großstädten. Uns als Kreissportbund ist es daher sehr wichtig, den Vereinen einen sehr großen Dank für ihr Engagement auszusprechen. Gleichzeitig schätze ich, dass 2021 das schwerere Jahr für die Vereine werden könnte. Mit größeren Veranstaltungen und Festen generieren sie wichtig Einnahmen. Fallen diese das zweite Jahr in Folge weg, wird es schwer zu agieren. Hier ist die Politik gefordert, die derzeitigen Soforthilfen weiterzuführen. aheb

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